Fernlehre im Jahr 2023

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Worum es in diesem Beitrag geht.

Fernlehre ist seit mehreren Jahren, besonders bedingt durch die Pandemie 2020, in aller Munde. Es mussten neue Lernmethoden geschaffen werden, und die Lernenden auf die digitale Welt umgestellt werden. Im Zuge dessen haben wir ein Interview mit der Porsche Ferdinand Fern FH und dessen Akteurinnen und Akteuren geführt, um tiefere Einblicke in den Status Quo zu bekommen. 

Das Interview mit der Porsche Ferdinand Fern FH:

„Gebt uns mal einen kurzen Steckbrief: Wer ist die Ferdinand Porsche FERNFH und was unterscheidet euch von anderen Fachhochschulen oder anderen universitären Einrichtungen?“

Elfriede Riesinger, Geschäftsführerin Ferdinand Porsche FERNFH: Gegründet wurde die Ferdinand Porsche FernFH 2006, sie ist die erste und einzige Fernfachhochschule Österreichs. Wir bieten unseren Studierenden ein flexibles Studium, das zeit- und ortsunabhängig absolviert werden kann. So schaffen wir einen Raum, in dem Privatleben und Studium individuell miteinander verbunden werden können. Wir befreien das Studieren von Ort und Zeit. So wollen wir möglichst vielen Menschen, in den unterschiedlichsten Lebenslagen, die Möglichkeit geben, sich beruflich, aber auch persönlich weiterzuentwickeln.

„Wann war die erste „remote“ Lehrveranstaltung? Was hat sich seitdem verändert?“

Axel Jungwirth, Geschäftsführer der FERNFH: Die erste Blended-Learning-Lehrveranstaltung fand bereits im September 2007 im Studiengang Wirtschaftsinformatik Bachelor statt. Seit diesem Zeitpunkt haben wir im Bereich der Lehre einen Quantensprung hinsichtlich der methodischen Weiterentwicklung dieses Lehrformates durchlaufen. Ich muss gestehen, dass wir bei der Weiterentwicklung auch die eine oder andere „Sackgasse“ betreten haben und auch ein nicht unerhebliches Lehrgeld bezahlen durften. Aber ich denke, dass das bei der Entwicklung einer neuen Methode durchaus dazu gehört. Unser virtueller Campus aus dem Jahr 2007 ist mit dem derzeitigen Online Campus nicht mehr vergleichbar. So setzten wir z.B. Virtual Reality oder Game-based-Learning Elemente heute ein – das war vor 15 Jahren Sciencefiction.

„Wo seht ihr die Quint-Essenz der Fernlehre?“

Alexander Fleischer, Geschäftsführer der FERNFH: Mir gefällt prinzipiell der Begriff „Fernlehre“ nicht so gut. Wichtig ist, dass die für das jeweilige Lernziel beste Methode gewählt wird, die gleichzeitig den höchsten Freiheitsgrad in Bezug auf Ort und Zeit bietet. Das heißt: Mir ist wichtig, dass man soweit wie möglich egal wann und wo lernen kann – nur damit können Bildungsbarrieren abgebaut werden. Manchmal wird es dennoch notwendig sein mit eine*r Vortragenden vor Ort zu sein, aber auch hier heißt das noch nicht, dass es am Sitz der Hochschule stattfinden muss. Die Vision ist sicher das Studium was Ort, Zeit und soweit als möglich auch Methodik anbetrifft weitgehend flexibel zu gestalten. Daran arbeiten wir.

„Wie funktionieren Wissensüberprüfung in der Fernlehre?“

Peter Völkl, Studiengangsleiter Wirtschaftsinformatik Master: Die Möglichkeiten sind vielfältig und leiten sich auch vom zu erreichenden Kompetenzerwerb der jeweiligen Lehrveranstaltung ab.

Leistungsbeurteilung heißt dabei nicht immer, dass es eine schriftliche Klausur geben muss. In vielen Lehrveranstaltungen werden im Rahmen der Fernlehrphase Übungen abgegeben, welche dann auch online bewertet werden. Damit gibt es meist auch mehrere Teilleistungen, die am Ende der Lehrveranstaltung zu einer Gesamtbeurteilung führen. Schriftlichen Klausuren finden bei uns zum Teil als Online- bzw. auch Vor-Ort-Prüfungen im Rahmen der Präsenztage statt. Bei Online-Prüfungen handelt es sich um Open-Book-Prüfungen, damit auch Hilfsmittel, wie Skripten und eigene Unterlagen, genutzt werden dürfen.

„Welche Branchen seht ihr „am kommen“? In welchen Branchen wird sich in den nächsten Jahre viel tun?“
Alexander Fleischer, Geschäftsführer der FERNFH: In Zukunft wird man weniger von „Branchen“, sondern mehr über Querschnittsbereiche sprechen. Es wird immer wichtiger, spatenübergreifendes Know-How zu haben. Das Thema des Jahrzehntes ist „Digitale Transformation“ und das wird auch so bleiben. Mit unseren Studienprogrammen „Wirtschaftsinformatik“, „Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie“ und der Möglichkeit der individuellen Lernpfade zielen wir genau in diese Richtung. Mit dem Studiengang „Aging Services Management“ haben wir auch die Querverbindung zum immer dominanter werdenden Bedarf im Gesundheits- und Pflegebereich geschlossen.
„Abschließende Frage: Wie seht ihr die Zukunft des „fernen Lernens“?“

Martin Staudinger, Kollegiumsleiter der FERNFH und Studiengangsleiter Wirtschaftsinformatik Bachelor: Bildungswillige werden nicht so sehr nach „Spezialisierungen“, „Vertiefungen“ und nicht nach einem statischen „Einheits-Curriculum“ suchen, sondern einem persönlichen „Bildungs-Mission Statement“ für eine bessere Zukunft für sich und die Welt folgen wollen. Hochschulen – insbesondere jene mit einer systemimmanenten Zeit- und Ortsunabhängigkeit – werden sich dabei daran gewöhnen (müssen), ihr exklusives „Bildungsprivileg“ aufzugeben und Teil eines „Patchwork-Betriebs“ zu werden, in dem personalisierte Bildungsziele besser erreicht werden können.

Studierende haben unterschiedliche persönliche Interessen, unterschiedliche berufliche Aufgaben und unterschiedliche Verantwortlichkeiten in der Gesellschaft. Sie werden sich beginnen zu fragen: Wenn ich schon ortsunabhängig studiere, warum dann nur an einem Hochschulort, an einer Hochschule. Sie werden verschiedene Module an verschiedenen Hochschulen und anderen digitalen Lernorten studieren wollen. Das kann man als Hochschule fürchten, oder auch als Chance sehen.

Wenn ich es als grundsätzliche Aufgabe der Bildung sehe, gegen Unverständnis und Unwissenheit vorzugehen, insbesondere jene Unwissenheit, die unserer Welt und Gesellschaft vor allem Unsicherheiten und Unglücke einbringt, werde ich auch als Hochschule anerkennen, dass gute Bildung in kooperativer Gemeinsamkeit effektiver und nachhaltiger passieren kann.

Das heißt nicht, dass die zwischenmenschlichen Aspekte eines Studiums wegfallen oder das Bedürfnis, Teil eines „Jahrgangs“ zu sein und ein „Wir-Gefühl“ zu erleben. Im Gegenteil. Es wird eine große Aufgabe einer (gar nicht allzu) „fernen Fernhochschule“ sein, noch mehr darüber nachzudenken, wie es gelingen kann, ein Ankerplatz für seine Studierenden zu sein. Das Digitale wird dabei eine wichtige Rolle spielen, aber nur wenn wir unter der Prämisse vorgehen: Act digital. Think social.

mehr Inhalte?

Abschliedend dürfen wir auf den Podcast gemeinsam mit der Porsche Ferdinand FernFH verweisen, wo Thomas Leskowsky seine Sicht präsentiert hat.

 

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