Worum es in diesem Beitrag geht.
Ende 2020 traf die PhiAcademy in Österreich unter der Geschäftsführung von Milan Momirovic die Entscheidung, eines neues Onlineshop-System zu suchen, um ihrer Flexibilität im Unternehmen treu zu bleiben. Ich durfte im Zuge des Prozesses bis zur Entscheidung, welche E-Commerce Agentur schlussendlich das Projekt umsetzt, beratend zur Seite stehen. Heute, bald ein Jahr nach der Entscheidung, wer das Projekt umsetzt, werfen wir einen Blick darauf, wie es zu einer solchen Auswahl seitens des Onlinehändlers, aber auch der Agentur gekommen ist, um euch ein besseres Gespür für diese herausfordernde und komplexe Entscheidung mitzugeben.
Paul Stuefer, Head of E-Commerce & Marketing bei PhiAcademy GmbH
Ich bin Paul Stuefer und derzeit tätig bei PhiAcademy GmbH als Leiter für eCommerce und Marketing. Dort baue ich mit meinem inhouse Team täglich eine Welt rund um Permanent Make-Up und Beauty Produkte für B2B auf. Angefangen von der Idee, über die Erstellung der Werbemittel bis hin zu der Ausspielung und Optimierung machen wir alles intern.
Besonders schön ist die Herausforderung zwischen einem guten digitalen Marketing-Mix und einen perfekten User-Flow über unsere digitalen Kanäle, als “online only Shop”.
Einer der größten Auslöser für den Relaunch, war der angestrebte Technologiewechsel und damit die verbundene Flexibilität, die wir intern dadurch erhalten. Was natürlich auch nicht nebensächlich ist, sind die Performance Steigerung und eine State-of-the-Art User Experience durch den gesamten Webshop.
Wir haben noch einige weitere Schritte basierend auf den neuen Framework vor. So werden wir in Zukunft sehr stark versuchen Cross Plattform (App und Web) zu verbinden. Für uns steht der Kunde im Mittelpunkt und da darf keine Technologie die federführende Entscheidungsträgerin sein.
Wir haben eine Ausschreibung gemacht, bei der wir uns von den Agenturen bzgl. der zu wählenden Plattform empfehlen lassen haben. Wir arbeiten sehr stark mit einen best of breed Ansatz, wodurch uns die Technologie nicht der wichtigste Punkt war. Wir haben ein klares Bild mit ausführlicher Leistungsbeschreibung erstellt und wurden dann von den Ausschreibungsteilnehmern und -teilnehmerinnen in mehreren Runden bzgl. der möglichen Umsetzung im Detail durchgeführt.
Hier war time to market und die zukünftige Flexibilität für weitere mögliche Ansätze besonders wichtig. Am Ende des Tages konnte uns ein Team dann auch persönlich und menschlich so gut abholen, dass uns die Entscheidung leicht gefallen ist.
Wir arbeiten zu 100% remote mit den Agenturen. Hintergrund ist die räumliche Trennung zwischen Deutschland und Österreich.
In regelmäßigen Abständen haben wir Sprint Plannings und Retros, da wir intensiv auf agilen Framework arbeiten. Für die rasche Abstimmung nutzen Slack und Videokonferenzen und dokumentieren in Confluence und YouTrack alle unsere Fortschritte und Umsetzungen.
Siehe oben Auslöser neues Shopsystem. Wir sind besonders mit der flexibilität im CMS bei Shopware zufrieden. Es ermöglicht uns die bestehenden Landingpagebuilder abzulösen und eine stringente Plattform für alle unsere Shopauftritte zu haben.
Uns war auch besonders wichtig das unser ERP die führende Instanz für die Produkte bleibt, da wir die gesamte Logistik intern darüber abwickeln. Hier haben wir eine sehr gute Symbiose gefunden um die besten Nutzen von beiden Seiten zu ziehen.
„Welche Veränderung löst ein neues Onlineshopsystem deiner Meinung nach neben der erhöhten Automatisierung-Optionen bei euch aus?“
Durch das neue Onlineshop-System schaffen wir für die KundInnen eine verbesserte User Experience. Neben einem Facelifting können wir mit einer Vielzahl kleiner, fast unbemerkbaren Verbesserungen aufwarten, welche man bei der Nutzung sofort positiv spüren wird.
Darüber hinaus schaffen wir eine große Flexibilität unseres Inhouse Marketing- und Content Teams. Wir haben eine Plattform für alle Kommunikationsmaßnahmen und können unser Reporting in Richtung Attribution der Mediakanäle verbessern und kosteneffizienter Werbung schalten.
Klaus Pieper, Chief Virtual Ambassador bei Reply AG
„Klaus – auch wir kennen uns ja schon aus unserer Beratungszeit 2020. Magst du dich für die Leserinnen und Leser dennoch vorstellen? Wer bist du, wo arbeitest du und welche Rolle trägst du im Unternehmen?„
Gerne. Ich arbeite für die Portaltech Reply GmbH, dem E-Commerce Expertenteam der Reply SE, einer weltweit agierenden Technologie Beratungsgruppe. Wir stehen für die Beratung und Implementierung diverser E-Commerce/PIM & MAM Strategien für unsere Kundinnen und Kunden, die einen Querschnitt aus kleinst Unternehmen, Mittelstand und Konzernen bilden. In meiner Rolle unterstütze ich über alle Ebenen den Vertrieb, die strategische Allianzen und das Partnermanagement des Agenturgeschäfts.
Auch 2022 sehe ich eine der wichtigsten Herausforderungen in der Frage zur Handlungsgrundlage der Unternehmen. Es sind häufig noch die “End of Life” Stellungen diverser Softwarehersteller, die zu einer Re-Launch Motivation führen. Diese ist häufig damit verbunden, dass bestehende zu übertragen und verhindert somit häufig echte Innovation und neue Potentiale bleiben liegen.
Ein weiteres großes Thema ist auch immer noch, dass viele Unternehmen E-Commerce insgesamt als Projekt beschreiben. Das impliziert fälschlicherweise ein Start-/Enddatum der E-Commerce Projekte. Für die bisherigen, klassischen Vertriebskanäle und Unternehmenszweige gilt das so gut wie nie – im E-Commerce scheint das aber üblich, was künstlich Limits erzeugt.
„Welchen Tipp würdest du Unternehmen mitgeben wollen, wenn sie sich für einen Relaunch entscheiden?“
Das “Warum” in den Vordergrund stellen. E-Commerce ist Chefsache und gehört in die Unternehmensstrategien eingebunden und zwar nicht aus Budgetgründen. Es gibt kein Enddatum für das E-Commerce Projekt.
Ich wünsche den Unternehmerinnen und Unternehmern mehr Mut in ihren Entscheidungen auch für die Ergreifung der Potentiale, die sich aus einem Relaunch ergeben. Die Vernetzung von allem, mit allen, ist heute “Digitalisierung”. Es gibt heute keine Geschäftsentwicklungen, die nicht aus Datengetriebenen Modellen und durch den Einsatz von KI-Lösungen Mehrwerte für sich ableiten. Alles andere ist “Elektrifizierung” von bestehenden Prozessen.
„Wie läuft die Kommunikation besonders in der Zeit der Pandemie mit euren Kundinnen und Kunden ab?„
Hier zeigt die pandemische Lage, dass wir Menschen sehr gut auf “remote” Werkzeuge umstellen können. Bei Portaltech Reply haben wir seit 2014 bereits 100% remote Arbeitsplätze neben den, in allen Städten vorhandenen, Büros. Damit mussten wir nur noch unsere bisherigen und neuen Kunden davon überzeugen, was sehr gut funktioniert hat. Aus über 70 Flugsegmenten 2019 bin ich auf unter 10 im 2021 reduziert ohne weitere Einbußen. Das entspannt nicht nur die Umwelt sondern auch mich.
Tja… das die immer so eine Gretchenfrage. Die, die es verstanden haben die Anforderungen der Kunden abzubilden. Dabei kommt es meiner Meinung nach primär auf die Punkte Flexibilität, Time-to-Market, Modernität im Techstack an. Buzzwords wie Headless, API-First, Composable Commerce, LowCode/NoCode und co. haben sich ja nun alle auf den Zettel geschrieben.
Persönlich sehe ich einen starken Fokus im PaaS -/ SaaS Modellen. Wir unterstützen die Modelle von Sylius + & Shopware Enterprise mit Platform.sh. Mit unserem Kunden PHI Academy haben wir hier auch in einer Vorreiterrolle für die Shopware AG in Zusammenarbeit mit Platform.sh sehr gute Ergebnise erzielt. Die daraus gewonnene Flexibilität für PHI und deren Geschäftsmodell sind immens.
Akeneo als PIM System platziert das Produkt selbst als SaaS Modell. Mit diesen Entwicklungen finden wir mit unseren Partnern und Kunden aktuell sehr gute Möglichkeiten für die Implementierungen.
Das klingt wie die Frage, ob das Internet doch wieder “weg geht” 🙂
Kopflose (nicht Headless!) Handlungen, weil durch die pandemische Lage Ladengeschäfte schließen mussten und Alternativen her mussten, weichen jetzt souveränen Überlegungen für die Integration des E-Commerce in die Unternehmensstrategie.
Zusammenfassung des Beitrages.
Sowohl als Onlinehändler bzw. Onlinehändlerin ist die Entscheidung eines a) passenden Systems und b) passender Agentur keineswegs eine Einfache. Die Zeit, bis schlussendlich der geplante Onlineshop am Markt ist (time-to-market), die persönliche Ebene in der Zusammenarbeit und die technologischen Möglichkeiten verschiedenster Systeme sollten schlussendlich mit den eigenen Anforderungen im Unternehmen harmonieren. Eine „perfekte“ Entscheidung wird es selten geben, nachdem E-Commerce Projekte, wie Klaus es beschrieben hat, kein „Ablaufdatum“ haben. Ein E-Commerce Projekt wächst mit jeder Veränderung, mit jedem Erfolg und jedem Tiefschlag.
Solltet ihr gerade in diesem Prozess stecken und auf eine externe Komponente setzen wollt, lest euch doch gerne auch in unserer Onlineshop Relaunch Sektion ein.